Landestheater Niederbayern
Karlsson vom Dach
Kinderstück von Astrid Lindgren
Er ist klein und ein Mann in seinen besten Jahren, hat einen Propeller auf dem Rücken, mit dem er fliegen kann und liebt es, Streiche zu spielen: Genau, das kann nur Karlsson vom Dach sein, der sich mit dem siebenjährigen Svante Svantesson, liebevoll auch Lillebror genannt, bekannt macht. Karlsson lebt nämlich in einem kleinen Häuschen hinter dem Schornstein auf Lillebrors Dach. Gemeinsam stürzen sie sich in die schönsten Abenteuer: Sie fliegen über die Stadt, schlagen die Einbrecher Fille und Rulle in die Flucht, ärgern Lillebrors Schwester genauso wie die Haushälterin Fräulein Bock. Als die jedoch bemerkt, dass es sich bei Karlsson um kein ganz normales Kind handelt, wird es brenzlig...
Die wohl bekannteste Kinderbuchautorin der Welt, Astrid Lindgren (1907-2002), schuf mit Karlsson eine Figur mit Ecken und Kanten: Er ist gierig, egoistisch, leichtsinnig und unverschämt, aber trotz all dieser Eigenschaften hat er das Herz am rechten Fleck. Mit seiner Art schafft er es, dem schüchternen Lillebror Mut zu machen und selbstvertrauen zu geben.
1955 kam das erste von insgesamt drei Büchern über Karlsson vom Dach heraus. Es folgte 1974 die bekannte Fernseh-Verfilmung, die den kleinen Mann mit dem Propeller auf dem Rücken unsterblich machte.
Rolle: | Lillebror Svantesson |
Regie: | Veronika Wolff |
Ausstattung: | Beata Kornatowska |
Dramaturgie: | Peter Oberdorf |
Premieren: | |
Landshut | 24.11.2019 |
Straubing | 01.12.2019 |
Passau | 26.01.2020 |
Weitere Informationen, Termine und Karten: https://www.landestheater-niederbayern.de/events/345
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=fcD3PAVBjbg
Kritiken:
Landshuter Zeitung 26.11.2019
"... Die Inszenierung des berühmten Kinderbuchklassikers der schwedischen Autorin Astrid Lindgren hatte am Sonntag Premiere im Theaterzelt in Landshut. Regie führt Veronika Wolff. Das Theaterstück orientiert sich an den ersten beiden Büchern „Lillebror und Karlsson vom Dach“ von 1955 und „Karlsson fliegt wieder“ von 1962. Die Zuschauer sehen die erste Begegnung des siebenjährigen Svante Svantesson, von allen nur „Lillebror“ genannt, mit Karlsson, der mit seinem Propeller durchs Dachfenster fliegt und sogleich für Chaos im Kinderzimmer sorgt. Es folgen weitere Abenteuer und Streiche. Unter anderem schlagen Karlsson und Lillebror Einbrecher in die Flucht und ärgern die Haushälterin Fräulein Bock, die auf Lillebror aufpasst. Die Handlung ist in Szenen unterteilt und endet mit dem Geburtstag von Lillebror, als dessen größter Wunsch in Erfüllung geht. Die vorherigen Szenen enden mit einem genialen Einfall: Unterlegt mit Musik, bewegen sich die Schauspieler in Zeitlupe und beschleunigen zugleich das Geschehen, was Dynamik erzeugt.
Genial ist auch das Bühnenbild. Die Drehbühne kombiniert drei Schauplätze: die Essküche der Familie Svantesson, das Kinderzimmer von Lillebror und die Wohnung von Karlsson. Darum drapiert sind Dachelemente. Von den Kostümen bis hin zu den Requisiten ist alles in bunte Farben getaucht. In die Figur des Karlsson schlüpft Moritz Katzmair. Äußerlich trägt der „Mann in den besten Jahren“ eine Patchwork-Latzhose mit gewaltigem Bauchumfang. Auf der Bühne führt er sich auf wie ein trotziges Kind, springt herum, meckert, will immer recht haben und alles an sich reißen. Listig ist er, indem er Tatsachen so verdreht, dass am Ende er einen Vorteil daraus zieht. Katzmair spielt den Unsympath mit einer mitreißenden Leidenschaft.
Nicht gegensätzlicher könnte der Charakter von Lillebror sein. Er ist schüchtern, ängstlich und mutlos, wird von anderen aufgezogen und verhauen und wünscht sich nichts mehr als einen besten Freund. Korbinian Josef Müller spielt diese Rolle überzeugend. Ob Karlsson wirklich der beste Umgang für Lillebror ist, sei dahingestellt. Immerhin bringt er ihn dazu, über seinen Schatten zu springen, unbeschwert zu sein und vor allem: Karlsson stellt für ihn einen Freund dar, auch wenn der von den anderen für ein Hirngespinst gehalten wird.
... Gerade die Albernheiten brachten die Kinder im Publikum bei der Premiere zum Lachen. Der tollpatschige Karlsson, das Versteckspiel einer Tasche und ein Furzkissen sorgten für das meiste Gelächter. ... Das Stück entführt Kinder wie auch Erwachsene in eine kunterbunte Welt voller Abenteuer, Fantasie und Magie. Erwachsen werden kann man später noch." (von Kerstin Petri)
Landshut Aktuell 27.11.2019
"... Unter der Regie von Veronika Wolff und der Ausstattung von Beata Kornatowska gelingt ein kunterbuntes Spiel zwischen überzeichneter biederer Bilderbuchrealität und ganz ähnlichen, im Grunde sehr realen Traumwelten, an deren klaren Beherztheit Jung und Alt ihren Spaß haben.
Das Ensemble spielt sichtlich vergnügt. Mit Moritz Katzmair immer im Mittelpunkt ist der kugelige Karlsson. Sein exorbitantes Selbstbewusstsein, ausgeprägter Egoismus und seine hyperaktive Motorik sind die Gegenpole zu Lillebrors feinfühliger Sehnsucht nach Durchsetzungsvermögen, Anerkennung und Zweisamkeit. Korbinian Josef Müller macht die Entwicklungen dieses Lillebrors in kleinen Schritten humorvoll sichtbar. Sein Lillebror lernt schnell, was Freundschaft bedeutet. Die Eltern (Paula Maria Kirschner und Alexander Nagler) reagieren zunächst pragmatisch, dann doch sensibel. Als Lillebror die Herzlichkeit der Familie wieder spürt, kann er seine rebellischen Fantasien loslassen. Zu wissen, was wirklich wichtig ist für den anderen und es auch realisieren, ist die große Lebenskunst, die Botschaft von „Karlsson vom Dach". (von Michaela Schabel)
Donaukurier 27.11.2019
"... Die Premiere am Sonntagnachmittag wurde mit langem Applaus bedacht. Veronika Wolff hat das Stück imTheaterzelt in Szene gesetzt. Als knallbonbonbunten Theaterspaß. Schon die Bühne von Beata Kornatowska ist ein Hingucker: eine drehbare Dachlandschaft mit grünen, gelben, blauen, roten Dachziegeln, die mit der Wohnküche der Svantessons, Lillebrors Zimmer und Karlssons Häuschen drei Spielräume vorsieht und jede Menge luftige Konstruktionen zum Klettern, Taumeln, Abstürzen bereithält. Auf der Rückwand lässt sich ein herrlicher Sternenhimmel zaubern, wo man Karlssons Rundflüge als Schattenspiel erleben kann.
Sobald er auftritt, reißt er mit seiner großmäuligen Art alle Aufmerksamkeit an sich: Moritz Katzmair schlüpft in Karlssons Patchwork-Ballonhose und spielt ihn genau so, wie er im Buche steht: renitent, rücksichtslos, selbstherrlich, egoistisch – ein altes Kind in einem adipösen Erwachsenenkörper. Und doch auch mit anarchischem Witz und in seiner Einsamkeit durchaus anrührend. Korbinian Josef Müller gibt den siebenjährigen schüchternen Lillebror, Paula-Maria Kirschner seine herzensgute Mama, während sich Leonard Lange, Friederike Baldin, Alexander
Nadler und Antonia Reidel durch verschiedene Rollen spielen, etwa als nervende Geschwister oder dümmliche Einbrecher auftreten. Antonia Reidel glänzt vor allem als rechthaberischer Hausbock – und wie sie da bei einer ihrer Tiraden mit den Zehen in die Mausefalle tappt ist einer der Höhepunkte der Inszenierung. Bunt, temporeich und mit musikalischem Pfiff erzählt Regisseurin Veronika Wolff diesen Kinderbuchklassiker, der von Mut und Freundschaft, Rebellion und Freiheit handelt, von Grenzüberschreitungen und dem Lob der Fantasie. Und dafür gibt’s am Ende viel Beifall." (von Anja Witzke)
Straubinger Zeitung 03.12.2019
"Sehenswerte Inszenierung: Landestheater zeigt Karlsson vom Dach
... Unter der Regie von Veronika Wolff entstand ein temporeiches, witziges Stück, das die kindlichen Zuschauer und auch die Erwachsenen von der ersten Minute an auf eine unterhaltsame Reise über und unter die Dächer von Stockholm führte. In 14 Szenen, ohne einen einzigen Blackout, erleben wir einen frechen, gierigen und egoistischen Karlsson, dass es eine Freude ist. Moritz Katzmair gibt diesen Karlsson nicht, er ist es. Er turnt und quengelt, kreischt und weint und füllt damit ganz und gar die Rolle aus. Korbinian Josef Müller hat es als Lillebror schon schwerer, sich als ängstlicher und schüchterner Junge zu präsentieren, aber es gelingt ihm, weil erst durch seinen Lillibror ein Freundespaar entsteht. Paula-Maria Kirschner und Alexander Nadler als Eltern Svantesson haben eine Mammutaufgabe zu bewältigen, die von der Regie vorgegebene groteske Spielweise durchzuhalten, aber es gelingt ihnen ...
Zum Höhepunkt der Aufführung gehört sicher die Szene mit Babysitter Hildur Bock, wenn diese auch aus einem anderen Karlsson-Band stammt. Was Antonia Reidel aus dieser Rolle der Hildur macht, ist genial. Diese verschnupfte, Tempotaschentücher vergeudende Hildur Bock war umwerfend. Dass die Regie die Szene mit den Dieben Fille und Rulle nicht ausgebaut hat, obwohl sie so viele Möglichkeiten der Streiche Karlssons bietet, ist schade, aber zu verschmerzen. Der offene Schluss der Vorstellung lässt vermuten, dass das Landestheater an eine Fortsetzung der Karlsson-Inszenierung denkt, was sehr wünschenswert wäre. Ein begeisterter Schlussapplaus belohnt die gelungene Unterhaltung." (von Wolf Stocker)