Landestheater Innsbruck
Die unglaubliche Tragödie von Richard III.
Eine Komödie von Michael Niavarani. Frei nach William Shakespeare
Mit Richard III. hat Shakespeare einen der größten Schurken der Theatergeschichte erfunden. Über insgesamt vier Stücke (die drei Teile von König Heinrich VI. sowie König Richard III.) spinnt Richard bei Shakespeare seine Intrigen und schreckt dabei vor keiner Grausamkeit zurück, um König von England zu werden. Als Gegenpol dazu hat Shakespeare in vielen seiner Tragödien und Historiendramen Figuren in die Handlung eingeflochten, die für komische Momente sorgen: Bei Hamlet sind es die Totengräber, bei Macbeth der Pförtner – und bei Richard III. die beiden Mörder, die Richard damit beauftragt, seinen Bruder Clarence zu töten.
Michael Niavarani, Schauspieler und Erzkomödiant, hat in seiner Neudichtung des Richard-Stoffes beide Teile, die tragisch-ernsten wie die komischen, auf gleiche Höhe gebracht, indem aus den komischen Nebenfiguren zwei Hauptakteure werden. Es sind der Koch Frederick Dighton und der Schuster William Forrest, die in schlechten Zeiten nur ein wenig Geld verdienen wollen und dabei an Richard geraten, der sie zu Handlangern seiner Übeltaten macht. Mit viel schwarzem Humor schafft es Niavarani, den Schurken ebenso plastisch auf die Bühne zu stellen wie die Komödianten. Ein großer, manchmal derber, aber immer kluger Spaß, der Shakespeare ehrt, indem er Shakespeares Lust am Vergnügen ernst nimmt.
Rollen: | Edward, Graf von March, später Edward IV. / Lord Brakenbury / Edelmann / Soldat York / Bürger / Soldat Richmond |
Regie: | Susi Weber |
Bühne und Kostüme: | Isabel Graf |
Musik: | Wolfgang Rainer |
Dramaturgie: | Axel Gade |
Premiere: |
16.03.2019, Großes Haus (weitere Vorstellungen bis 27.06.19) |
Weitere Informationen: https://www.landestheater.at/produktion/die-unglaubliche-tragoedie-von-richard-iii/
TV Bericht von Tirol TV: https://www.tiroltoday.at/beitrag/theaterauffuehrung-richard-am-landestheater-innsbruck/
Kritiken:
Tiroler Tageszeitung (18.03.19):
"(...) Am Samstagabend kam Niavaranis Stück (...) im Großen Haus des Tiroler Landestheaters zur Premiere. (...)
Jan-Hinnerk Arnke und Kristoffer Nowak (...) brillieren als wahrhaft seltsames Paar. Sie taumeln von einer Katastrophe in die nächste, verstehen wenig, wissen aber alles besser – ungefähr jedenfalls. Den von Shakespeare angedichteten Mord verbockt das Duo. Tot ist der anvisierte Herzog trotzdem. Und Richard zufrieden. Raphael Kübler gibt den missgebildeten Monarchen bemerkenswert durchtrieben: nah am Wahn – und doch berechnend bis zum letzten Zucken. (...) Überhaupt liegt der Reiz des Stücks und von Susi Webers Innsbrucker Inszenierung darin, dass beides ernst genommen wird: Die wüsten Wuchteln und die wuchtige Tragödie, die sich manchmal davor, häufig dahinter und bisweilen daneben Bahn brechen.
Um das zentrale Trio tummelt sich ein Ensemble, dem es – in bisweilen mordsmäßig schnellen Kostümwechseln – gelingt, auch Klein- und Kleinstauftritte in greif- und begreifbare Figuren zu verwandeln: Ayla Antheunisse, Petra Alexandra Pippan, Johannes Gabl, Philipp Rudig, Stefan Riedl, Philip Henry Brehl, Marion Fuhs und Korbinian Josef Müller spielen Ladys und Lords, Dukes und Dirnen. Janine Wegener darf als Königin Margaret, deren Wille zum Machterhalt am Beginn des Mordens steht, zunächst toben. Später geistert sie als dunkle Vorahnung künftiger Gemetzel durch Isabel Grafs klug konzipiertes Bühnenbild, in dem mit dem Perkussionisten Wolfi Rainer ein Taktgeber und Schrittmacher sondergleichen sitzt. Auch deshalb sitzen Ton, Tempo und Timing.
Susi Weber (...) inszeniert die herrlich dämliche und hochherrschaftlich hintersinnige, diese so „unglaubliche Tragödie von Richard III.“, als Theater-Theater im besten Sinne: Griffige Bilder, große Gesten, kleine, ja winzige Details (aufgeknüpfte Ratten zum Beispiel), Gags von wechselhafter Halbwertszeit und – zwischen kübelweise Kunstblut – ein, zwei Funken unverfrorene Magie." (von Joachim Leitner)
StadtBlatt Innsbruck (Bezirksblätter) (20.03.19):
"Wo Niavarani draufsteht, ist natürlich Niavarani drin. Man kann ihn förmlich raushören, vor allem aus jener Figur, die er sich für seine komödiantische Aneignung von Shakespeares „unglaublicher“ Tragödie von Richard III. selbst auf den Leib schrieb, nämlich jene des Schusters William Forrest, die Jan-Hinnerk Arnke nun in der Inszenierung von Susi Weber für das Große Haus mit so viel augenzwinkerndem Charme verkörpert, dass man ihm stundenlang zuschauen und zuhören könnte, ebenso wie seinem kongenialen Nimm-2-Spaßgesellen Kristoffer Nowak in der Rolle des Kochs Frederick Dighton. (...)
Während Niavaranis Globe-Inszenierung ja eher boulevardesk angelegt ist, setzt Susi Weber gemeinsam mit ihrer Ausstatterin Isabel Graf viel mehr auf groteske Eleganz, ein perfektes Timing im Wechsel zwischen großem adeligem Gestus und herrlich komischem Slapstick der Spaßgesellen. Das Ergebnis sind wunderbar durchchoreografierte Szenen mit eindrucksvoll opulenten Kostümen auf einer Drehbühne, die sich mal zur einnehmbaren Festung verschließt und dann wieder zur Kampfesarena öffnet auf der Schlagzeuger Wolfi Rainer effektvoll den dramaturgischen Takt vorgibt.
Raphael Kübler lässt einen dabei als blutverschmierter Richard (...) in seinem konzentriert körperlichen Spiel immer wieder schaudern. Doch auch Ayla Antheunisse, Petra Alexandra Pippan, Janine Wegener, Johannes Gabl, Philipp Rudig, Stefan Riedl, Phillipp Henry Brehl, Marion Fuhs und Korbinian Josef Müller veredeln jede ihrer wechselnden Rollen zu einem regelrechten Kabinettstück." (von C. Frei)