Die Bremer Stadtmusikanten
Inszenierung: | Milena Paulovics |
Bühne und Kostüme: | Pascale Arndtz |
Choreographie: | Janne Geest |
Musik: | Paul Taube |
Dramaturgie: | Miriam Normann |
Pressestimmen:
Pforzheimer Zeitung
Mittwoch, 27. November 2013
Weglaufen kann jeder – selbst der treue Hund vor seinem Herrn, der aufgeregte Hahn vor dem tapsigen Bären oder die vorlauten Räuber vor dem vierköpfigen Ungeheuer. Wenn dazu die Musik aufdreht und die Fliehenden lustig antreibt, haben nicht nur die Zuschauer Spaß. Das Märchen „Die Bremer Stadtmusikanten“ nach den Gebrüdern Grimm, bearbeitet von Peter Ensikat, erlebte gestern im Großen Haus des Theaters Pforzheim eine lebendige und humorvolle Premiere.
Zwar sind gewisse Ähnlichkeiten zu „Max und Moritz“, dem Kinderstück im vergangenen Jahr, nicht von der Hand zu weisen, zeichnete doch das gleiche Team für die Produktion verantwortlich. Für das Theater Pforzheim sind Milena Paulovics (Regie), Pascale Arndtz (Bühne und Kostüme), Janne Geest (Musik; Korrektur: Choreografie) und Paul Taube (Musik) jedoch ein Glücksgriff: Frisch und originell kommt das musikalische Märchen daher, das von vier gealterten Tieren erzählt, die nicht mehr gebraucht und zu Tode geschlagen werden sollen. So richtig alt wirken sie zwar nicht – auch wenn der schlaue Esel (Mario Radosin) beim Säckeschleppen eindöst und die piekfeine Katze in roten Seidenstrümpfen (Kristine Walther) sich ab und zu die Hüfte hält. Flink und sportlich ist vor allem der Hahn (Timo Beyerling) mit spitz toupiertem Kamm und buntem Tüll-Schwanz: Flatternd rennt er vor der Bäuerin (Martin Schülke) mit Schürze und Vollbart davon, legt zum Lied „Mein Kikeriki“ einen Breakdance auf die Bretter.
Witzig vor allem die zweite Begegnung mit dem Bären (Rudolf Lang) im märchenhaft dunklen Wald mit Vollmond: „Nicht schon wieder“, sagt seine Miene, bevor er Reißaus nimmt. Jedes Lied ist stimmig und stammt aus der Feder von Paul Taube, so auch das der Katze, die im Duett mit dem einst gefürchteten, zotteligen Wachhund (Korbinian Josef Müller) darüber streitet, wer nun Herrchens Lieblingstier war. Ins Ohr geht auch das Lied der drolligen Räuber Denknach (Holger Teßmann), Laufweg (Ali Marcel Yildiz) und Schlagzu (Martin Schülke), die im zweiten Teil für Spannung sorgen: „Wenn die Büchse knallt aus dem Hinterhalt, dann zittert und bebt, alles was lebt“, singen sie, obwohl ihnen eben noch die Zähne geklappert haben. Im Flackerlicht werden sie verjagt –von einem liebenswerten Quartett, das gewollt schief jault, Saxofon und Tuba spielt und tierisch gut unterhält. Eine sehenswerte Geschichte über Freundschaft, Freiheit und Zusammenhalt.
Badische Neueste Nachrichten
Mittwoch, 27. November 2013
Auf der Bühne steht ein Berg von vollen Säcken, im Hintergrund ist blauer Himmel zu sehen. Der Esel (Mario Radosin) tritt auf, nimmt mit viel Mühe einen Sack und schleppt ihn fort. Beim zweiten hat er noch größere Probleme, und beim dritten bricht er zusammen und schläft vor Erschöpfung auf dem Sack ein.
Der Bauer kommt, sieht den schlafenden Esel, will ihn mit dem Stock verprügeln und kommt durch dessen Widerstand zu seiner Aussage: „Die Welt steht Kopf, der Esel hat seinen Bauern getreten!“ So beginnt das diesjährige Familien-Märchen zur Weihnachtszeit „Die Bremer Stadtmusikanten“ in der Bearbeitung für die Bühne von Peter Ensikat, das am Dienstagvormittag Premiere im Pforzheimer Stadttheater hatte. Nach dem Auftritt von Esel und Bauer entwickelt sich die Geschichte in der Inszenierung von Milena Paulovics höchst turbulent und vergnüglich. Die hübschen Kostüme sind von Pascale Arndtz, die auch für das fantasievolle, praktische Bühnenbild verantwortlich ist. Der Esel entwickelt sich zum Anführer der kleinen Gruppe mit dem so verständnisvollen und treuen Hund (Korbinian Josef Müller), der sogar den eigenen Tod durch seinen Herrn in Kauf nehmen will. Der Esel bringt den Hund dann aber durch die Aussicht auf einen Knochen dazu mit ihm zu fliehen. Die beiden Tiere treffen schließlich auf die arrogante und verwöhnte Katze (Kristine Walther), die nie gelernt hat Mäuse zu fangen und sich nicht mit einem alten Hund und einem dummen Esel abgeben will. Der Hahn (Timo Beyerling), ängstlich und nervös, kann nur mit Hilfe der anderen seiner Bäuerin entrinnen, die ihm den Kopf abschlagen will.
Das Ganze wird mit viel Musik und Gesang garniert, Verfolgungen und Durcheinander inklusive, alles bewegt sich in einer feinen Choreografie. Und wenn im Wald der Bär (Rudolf Lang) erscheint, sind die Kinder so konzentriert bei der Sache, dass sie den Hahn und die anderen drei mit lautem Rufen warnen wollen. Der Esel kann trotz allem Widerstand seine Gruppe zusammenhalten, und als sie im Wald zum Häuschen der tumben Räuber (Holger Teßmann, Ali Marcel Yildiz, Martin Schülke) kommen, wird nach deren Vertreibung allen klar, dass sie nur gemeinsam erfolgreich sein können.
Die Schauspielerin und ihre Kollegen waren mit Begeisterung dabei und verstanden es glänzend, die Kinder zu fesseln. Für alle gab es reichlich Beifall.
Mühlacker Tagblatt
Samstag, 30. November 2013
Im Gegensatz zu anderen Theatern schöpft man in Pforzheim noch immer aus dem unerschöpflichen Märchenschatz, wenn es gilt, den jungen Besuchern eine Freude zu machen. An erster Stelle stehen dabei die durch die Brüder Grimm gesammelten „Kinder- und Hausmärchen“. Peter Ensikat, der im März dieses Jahres 71-jährig in Berlin gestorbene Schauspieler, Kabarettautor und Regisseur, der vor allem durch seine Arbeiten für das Kabarett „Herkuleskeule“ in Dresden und das Berliner Kabarett „Die Distel“ bekannt wurde, hat sich eines dieser Märchen angenommen und es für die Bühne bearbeitet.
„Etwas Besseres als den Tod findest du überall“, das ist das Motto, nach dem sich vier von diesem bedrohte Tiere zusammenschließen, die miteinander nach Bremen ziehen wollen, um dort Stadtmusikanten zu werden. Wenn sie das ferne Bremen auch nie erreichen, so erleben sie doch auf diesem Weg allerlei, das ihre Geschichte ausmacht. Vor allem ist es das Zusammentreffen mit Räubern, die in ihnen ein Gespenst erblicken und deshalb die Flucht ergreifen. So können es sich die vier in der Räuberhöhle gemütlich machen, nachdem sich zuvor der Esel mit den Vorderfüßen auf das Fenster gestellt, der Hund auf des Esels Rücken gesprungen, die Katze auf den Hund geklettert war und der Hahn sich der Katze auf den Kopf gesetzt hatte. „Wie das geschehen war, fingen sie auf Zeichen insgesamt an, ihre Musik zu machen, der Esel schrie, der Hund bellte, die Katze miaute, und der Hahn krähte.“ Doch nicht genug damit, als die Räuber später wieder in ihr Haus zurückkehren wollten, verhinderten das die neuen Bewohner. Die Katze sprang dem Räuber ins Gesicht und kratzte ihn, der Hund biss ihm ins Bein, der Esel versetzte ihm einen Schlag mit dem Hinterfuß, und der Hahn machte „Kikeriki“.
Und „von nun an getrauten sich die Räuber nicht weiter in das Haus, den vier Bremer Musikanten gefiel es aber so wohl darin, dass sie nicht wieder heraus wollten“. Im Theater Pforzheim baute Pascale Arndtz ein märchenhaftes Bühnenbild auf, in dem die Säcke des Müllers ebenso wenig fehlen durften wie der Wald und die Behausung der Räuber, die in diesem Fall ein Wohnwagen war. In diesem Milieu inszenierte Milena Paulovics, unterstützt von der Choreographin Janne Geest, musikalisch illustriert von Paul Taube, ein buntes, kurzweiliges Spiel, das, einschließlich einer Pause, knapp eineinhalb Stunden dauerte.
Die Tiere waren artgerecht, die Räuber ihrer Profession entsprechend kostümiert. Mario Radosin profilierte sich als Esel, Korbinian Josef Müller als Hund, Kristine Walther als Katze und Timo Beyerling als Hahn. Neben diesen vier Titelhelden wirkten noch Holger Teßmann, der auch einen Bauern spielte, Ali Marcel Yildiz und Martin Schülke, der auch eine Bäuerin spielte, als Räuber Denknach, Laufweg und Schlagzu mit, wobei sie ihren Namen alle Ehre machten. Nicht zu vergessen sind aber auch Claudia Lang als Vogelscheuche und Rudolf Lang als Bär in den „Bremer Stadtmusikanten“ im Großen Haus des Theaters Pforzheim.