Theater der Jugend Wien
Nennt mich nicht Ismael!
von Michael Gerard Bauer
in einer Fassung von Stefan Behrendt
»Nennt mich Ismael.« Mit diesen berühmten Worten beginnt eines der Hauptwerke der Weltliteratur: Herman Melvilles »Moby Dick«.
Dieser Roman brachte die Eltern von Ismael Leseur auf die Idee, ihren Sohn eben so zu nennen. Ein gefundenes Fressen für seine Klassenkameraden – gerade aufgrund seines Namens wird Ismael gehänselt und heftig drangsaliert. Das absolut schlimmste Grauen jedoch hat einen anderen Namen: Barry Bagsley.
Mehr und mehr wird Ismael zum Außenseiter und wählt die Isolation. Bis der schwächliche, aber höchst intelligente James Scobie neu in Ismaels Klasse kommt.
Ein Junge, der es schafft, sich – allein mit Worten – Respekt zu verschaffen. Vor allem beim Mobber Barry.
Bald wird ein Debattierclub gegründet, in dem sich alle Außenseiter der Schule wiederfinden. Als es zu einem ersten Wettbewerb kommt, fällt Scobie wegen Krankheit aus. Wie ohne ihn bestehen? Jetzt ist die Sache an Ismael, sich und seine Freunde endlich aus den Fesseln der Verachtung und Unterdrückung zu befreien.
Soll er seinen Rivalen Barry vor der gesamten Schule bloßstellen? Oder ist das Prinzip »Auge um Auge, Zahn um Zahn« überholt – da man letztlich nur so handelt, wie diejenigen, unter denen man leidet? Eine Entscheidung, die Ismael nicht leicht fällt…
»Nennt mich nicht Ismael!« ist eine mitreißende und höchst amüsante Geschichte über Mobbing, Freundschaft und Zivilcourage sowie über die Macht der Sprache.
Michael Gerard Bauer war Lehrer, bevor er den Entschluss fasste, sich ausschließlich dem Schreiben zu widmen. Der Roman wurde mehrfach ausgezeichnet und in viele Sprachen übersetzt.
Regie: | Stefan Behrendt |
Rolle: | James Scobie |
Ort: | Theater im Zentrum, Liliengasse 3, 1010 Wien |
Zeitraum: | 23. April 2014 - 24. Juni 2014 |
Premiere: | 25. April 2014 |
Vorstellungsdauer: | 1Std 45min |
Nähere Informationen (Besetzung, Fotos und Video) finden Sie unter folgendem Link:
http://www.tdj.at/spielplan/archiv/20132014/s/nennt-mich-nicht-ismael/
Pressestimmen:
Wiener Zeitung – 28.04.2014
Kampf dem Mobbing - Theater der Jugend zeigt "Nennt mich nicht Ismael!" von Michael G. Bauer
Mit welchen Strategien sich Mobbing-Opfer gegen ihre Peiniger zur Wehr setzen können, schildert der australische Autor Michael Gerard Bauer in seinem mehrfach preisgekrönten Jugendroman "Nennt mich nicht Ismael!" (2006). Nicht weniger spannend, unterhaltend und lehrreich ist die Bühnenfassung des Werkes, die nun im Theater der Jugend als österreichische Erstaufführung in der Regie von Stefan Behrendt auf dem Programm steht.
Die Bühne (Ann Heine) wird zum Klassenzimmer mit einer riesigen schwarzen Tafel. Der Titelheld (Wolfgang Türks) erinnert sich sowohl als Erzähler als auch als Mitspieler an die Stationen seiner vom "I-L-Virus" - besser gesagt: Ismael-Leseur-Virus - verursachten Leidensgeschichte. Sein nicht alltäglicher Vorname, den ihm seine Eltern aus Begeisterung Eltern für Herman Melvilles Kultroman "Moby Dick" verpasst haben, wird für ihn bereits am ersten Schultag im St. Daniel’s Boy College zum Stigma. Der Rabauke Barry und sein Kumpan Danny schikanieren ihn gnadenlos zum Gaudium der Klassengemeinschaft. In seiner Hilflosigkeit bietet er sich den Rowdys geradezu als bestens geeignetes Demonstrationsobjekt an, um ihre Vormachtstellung in der Klasse zu festigen. Allerdings nur so lange, bis ein neuer Mitschüler auftaucht.
Mit geschliffener Rhetorik
Dieser blitzgescheite Scobie (Korbinian Josef Müller) hat als Folge einer Gehirntumor-Operation die Kontrolle über sein Mienenspiel verloren, doch er gibt den Quälgeistern mit geschliffener Rhetorik furchtlos und pointiert Kontra, so dass Barry (Jürgen Heigl) und Danny (Rafael Wieser) ihre Mitläufer abhanden kommen und sich dem von Scobie gegründeten Debattierklub anschließen. Dank Scobie gewinnt auch Ismael schrittweise an Selbstbewusstsein. Am Ende erreicht die Debattiergruppe im Schulwettbewerb das Finale und Ismael wird vor den Lehrern aufgefordert, beim Jahresabschlussfest ans Rednerpult zu treten - für ihn eine Möglichkeit, es Barry heimzuzahlen. Doch im letzten Moment nimmt er davon Abstand. Barry hingegen droht mit dem nächsten Schuljahr, dem Ismael jedoch angstfrei entgegensieht.
Das junge Ensemble bringt in Behrendts flotter, einfallsreicher Inszenierung die Stimmungsschwankungen im Gruppenverhalten gekonnt zum Ausdruck und bewährt sich bestens bei der Charakterisierung der unterschiedlichen Schülertypen. Ein Theaterabend, von dem auch Erwachsene profitieren können.
Hilde Haider-Pregler
Der Standard – 13.05.2014
Gewitzter Klassenkampf Rüpelhafte - Rabauken machen den Schulalltag zur Qual: "Nennt mich nicht Ismael!" im Theater der Jugend
Den erfolgreichen Jugendroman "Nennt mich nicht Ismael!" des australischen Autors Michael Gerard Bauer hat Regisseur Stefan Behrendt für das Wiener Theater der Jugend adaptiert
Kevin ist seit einigen Jahren bekanntlich kein Name, sondern eine Diagnose. Doch auch andere Namen können mühlsteingleich am Hals ihres Trägers hängen, etwa wenn sie berühmten Romanen entnommen sind.
So führt auch der 14-jährige Ismael Leseur all sein jugendliches Unglück darauf zurück, dass sich seine Eltern von Melvilles Moby Dick inspirieren ließen. Er sieht sich eindeutig als Gezeichneter des von und nach ihm benannten Ismael-Leseur-Syndroms, das aus ihm „eine wandelnde Katastrophe“ macht.
Nennt mich nicht Ismael! heißt dementsprechend auch der erfolgreiche Jugendroman des australischen Autors Michael Gerard Bauer, den Regisseur Stefan Behrendt für das Wiener Theater der Jugend adaptierte. Ismael (Wolfgang Türks) erzählt darin, wie ihm sein Schulalltag von Barry Bagsley (Jürgen Heigl) und dessen Kadetten Danny (Rafael Wieser) zur Qual gemacht wird. Kontra bekommen die beiden Rüpel erst, als mit Scobie (Korbinian Josef Müller) ein neuer Schüler zur Klasse stößt. Diesem entgleiten nach einer Tumoroperation zwar gelegentlich die Gesichtszüge, die Rabauken hat er jedoch mit selbstsicherer Wortgewandtheit schnell im Griff. Bis sich Ismael und seine Mitschüler auch ohne Scobie gegenüber Barry und Danny behaupten können, braucht es allerdings noch einige Zeit.
Behrendt inszeniert den Klassenkampf vor, hinter und zwischen Schultafeln (Bühne: Ann Heine) mit einer Handvoll guter Ideen und deutlicher Freude an pubertären Verhaltensauffälligkeiten. Dennoch werden alle Figuren mit Respekt behandelt und wird das ernste Thema Mobbing nie veralbert. Schließlich sollen Theaterbesucher ab elf Jahren auch erleben, wie wohlgewählte Worte über Lärm und Gewalt triumphieren.
Dorian Waller